Spirituelle Traumarbeit
Spirituelle Traumarbeit geht von der Einsicht aus, dass es nicht nur eine diesseitige, materielle Welt und eine jenseitige, transzendente Welt gibt, sondern auch einen Bereich zwischen den beiden Welten, in dem unsere Träume stattfinden. Der Traumzustand ist äusserst wichtig, weil gerade er es ist, der die Verbindung zwischen den beiden Welten herstellen kann. Die meisten Träume zeigen Einflüsse unseres äusseren Lebens und unseres psychischen Zustands; gleichzeitig aber enthalten sie auch Elemente aus der spirituellen Welt.
Diese Betrachtungsweise ist grundsätzlich verschieden von der psychologischen Traumarbeit, die den Spuren unserer psychischen und sozialen Entwicklung folgt und uns helfen will, Fehlentwicklungen zu erkennen und dadurch psychische Schmerzen zu heilen.
Aus spiritueller Sicht enthält jeder Traum auch eine andere Dimension, selbst ein ganz alltäglicher Traum, und diese gilt es zu entdecken. Das bedeutet nicht, dass die psychologische Arbeit vernachlässigt oder gar negiert wird, aber sie geschieht auf dem Hintergrund eines Weltbildes, das die Dimension des Lichts einschliesst.
Mein erster bewusster Kontakt mit dieser Dimension des Lichts geschah im Rahmen einer focusing-orientierten Psychotherapie, als ich mich beim Blick nach innen, wie Focusing ihn fördert, plötzlich in einer gleissend hellen Welt wiederfand, mit einem Gefühl von Geschütztsein und Frieden. Ich war sehr jung damals und hatte keine Ahnung, wie ich diese Erfahrung einordnen sollte, und so habe ich sie wieder vergessen. Sie passte nicht in das wissenschaftlich geprägte Weltbild, das mir die Universität vermittelte und von dem damals auch die Psychologie ausging (und auch heute meist noch ausgeht). Erst ein Jahrzehnt später, als ich mich der Meditation zuwandte, erinnerte ich mich wieder an jenes Licht.
Warum musste dieser Blick in die andere Welt so lange im Vergessen schlummern? Zum Einen dachte man damals, dass eine Öffnung zum Spirituellen erst in der Mitte des Lebens geschieht (C.G.Jung sprach von ungefähr 45 Jahren), und zum Andern kann eine Therapeutin / ein Berater die Träumerin immer nur so weit führen und begleiten wie er/sie selber gegangen ist. Es hat also schon seine Richtigkeit, dass jemand erst dann Träumer auf ihrem Weg in andere Dimensionen begleitet, wenn sie/er über Jahre und Jahrzehnte den Weg selber gegangen ist.